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Kuh ja, Katze nein

September 29, 2014 - 7:02 am No Comments

Am vergangenen Freitag verbreiteten Medien die Nachricht, dass eine Person in Rheinland-Pfalz die Katze eines Nachbarn gegrillt haben soll. Sie soll der Annahme gewesen sein, dass dies legal sei. „Ungeachtet dessen, ob sich der Fall wirklich so ereignet hat“, sagt Sebastian Zösch, Geschäftsführer des Vegetarierbundes Deutschland, „ist die zu beobachtende Reaktion interessant.“ Warum reagierten wir schockiert, wenn jemand eine Katze grillt, obwohl wir dies täglich mit tausenden Schweinen, Kühen und Hühnern tun?

Der Vegetarierbund hat eine Erklärung: Karnismus. Laut der US-amerikanischen Sozialpsychologin Melanie Joy ist das Auffallende nicht die Schockreaktion, die bei der Vorstellung ausgelöst wird, eine Katze würde getötet und gegessen. Auffallend ist ihr zufolge vielmehr, dass wir gegenüber den wenigen Tierarten, die wir als „essbar“ betrachten, diese Schockreaktion nicht zeigen.

Die Professorin beschäftigt sich seit über zwanzig Jahren mit den Beziehungen zwischen Menschen und Tieren. Von ihr stammt der Begriff „Karnismus“ – „ein unsichtbares System aus Überzeugungen, das Menschen von klein auf darauf konditioniert, bestimmte Tierarten zu essen“. Die Ideologie des Karnismus durchdringe alle Gesellschaftsstrukturen und forme Normen, Gesetze, Überzeugungen und Verhalten.

„Die Reaktion auf das Grillen der Katze ist eigentlich die natürliche Reaktion, die wir zeigen, wenn Tiere leiden“, erklärt Joy. „Nur bei den sehr wenigen Tierarten, die wir als essbar betrachten, wurde uns diese Reaktion aberzogen.“

Karnismus verschleiere die vielen Opfer der Fleischindustrie und schaffe Mythen, die seine Existenz rechtfertigten. Joy bezeichnet sie als die „Drei N’s der Rechtfertigung“: Fleisch essen sei normal, notwendig und natürlich.

Der Vegetarierbund Deutschland und Joys Carnism Awareness & Action Network haben vor kurzem das Projekt Karnismus erkennen ins Leben gerufen. „Wir wollen niemandem etwas vorschreiben“, erklärt Zösch, „sondern ein Bewusstsein für Karnismus schaffen, damit wir freie Entscheidungen für uns selbst, aber auch für Tiere und die Umwelt treffen können.“

Pressemitteilung VEBU