Turboantrieb vegane Ernährung – Ein Experiment verändert sein Leben

Dezember 8, 2014 - 7:27 am No Comments

Im heutigen Interview spreche ich mit René Domke über seine Entdeckungsreise in’s Vegane Wunderland. René ist Triathlon-Freizeit-Profi und hat bisher mit dem Thema veganer Ernährung so gar nichts am Hut gehabt. Von heute auf morgen hat er sich dazu entschieden es auszuprobieren und wurde vom Lieferservice-Stammkunden zum passionierten Koch. Diese Geschichte wollte ich euch nicht vorenthalten! Mit jeder Menge Humor berichtet er, was ihn an dieser Lebensweise begeistert, wie es sich auf sein Körpergefühl auswirkt und wie Freunde, Familie und Frauenwelt auf seinen Wandel regiert haben. Aber lest doch einfach selbst:

Du bist Triathlet, was fasziniert dich an diesem Sport?

Das frage ich mich auch manchmal, wenn ich um 5 Uhr morgens aufstehe, um mich beim Schwimmen von der Umkleide zum Becken mit den Rentner im Sprint um die beste Bahn zu schlagen! *lach

Nee, ernsthaft. Mache das ja erst seit zwei Jahren. Hatte vorher mit Ausdauersport gar nichts am Hut. Habe immer alle ausgelacht, die so lange gelaufen sind. Jetzt bin ich selbst so einer. Für mich ist Triathlon Lebensqualität. Faris Al-Sultan hat mir mal gesagt, es ist eine Lebenseinstellung. Und so ist es auch! Nur wenn man es vernünftig in den Alltag integriert, macht es Spaß. Andernfalls bringt man nur Opfer und das kann es ja nicht sein.

Als Leistungssportler spielt Ernährung eine entscheidende Rolle. Warum hattest du das Gefühl etwas an deiner Ernährung ändern zu müssen?

Also, grundsätzlich war das Zufall. Oder Fügung, wie man will. Ich meine, wenn man im vollgestopften Buchladen Samstagnachmittags vor lauter Menschen kaum die Bücher sieht, sich aber eines anschaut, die Bilder toll findet und es einfach kauft, hat das wohl eher wenig mit Wollen zu tun. *lacht
Das das dann auch noch ein veganes Buch war, ist wirklich Zufall gewesen. Wusste bis dahin ja noch nicht mal, was ich alles in Zukunft nicht essen „darf“. Aber ich bin ein Freund des Extremen. Um zu wissen, ob es einem mit etwas besser geht, muss man es ganz oder gar nicht machen. Also, habe ich von heute auf morgen auf vegan gemacht. Vorher musste ich mir natürlich erstmal Küchen-Zubehör kaufen. Ich hatte wirklich NICHTS!!! Seitdem habe ich so viel gekocht, wie in den 32 Jahren zuvor nicht zusammen. Das ist kein Witz. Und es fühlt sich toll an! Ein neues Lebensgefühl!

Immer mehr Hochleistungssportler schwören auf eine vegane Ernährung. Hat dich das auch dazu inspiriert es selbst auszuprobieren?

Ich weiß gar nicht genau. Habe bei der Schwimm-EM in Berlin dieses Jahr gehört das Marco Koch (Schwimm-Profi) seine Ernährung umgestellt hat und mehr oder weniger fast vegan lebt, weil es ihm damit besser geht, er leistungsfähiger ist. Fand ich interessant, habe es aber dann wieder vergessen. Fiel mir vor ein paar Tagen nach der Vegan-Challenge wieder ein. Bin sehr vergesslich.

Du hast dich für die „Vegan for fit“ Challenge von Attila Hildmann entschieden. Wie kam es dazu?

Ich wollte ja nicht abnehmen. Das war nicht mein Ziel. Ich war einfach nur neugierig. Dass die Gerichte extra auf wenig Kalorien ausgerichtet sind, hab ich erst später wirklich gemerkt. Aber es war spannend, weil man ganz neue Gerichte kennenlernt. Und neue Küchengeräte wie einen Spiralschneider zum Beispiel. Nicht desto trotz hab ich abgenommen. In der Summe knapp 4 Kilogramm. Aber nicht durch Verzicht, sondern weil ich einfach weniger Hungerattacken habe und bewusster esse.

Gibt es ein veganes Gericht, das es dir besonders angetan hat?

Eins? Das sind zu viele, um mich entscheiden zu müssen. Aber wenn ich den Spiralschneider benutzen kann und irgendwas mit Mandelnussmus dabei ist, kommt der Hashtag #Foodporn zum Einsatz! *grinst

Wie hat sich die vegane Ernährung auf die Regeneration ausgewirkt? Hast du einen Unterschied gemerkt?

Hab da ehrlich gesagt, nicht so wirklich einen Unterschied gemerkt in der Regeneration. Komme aber momentan auch erst aus der Off-Season und trainiere nicht sonderlich viel und hart. Was ich aber sehr wohl gemerkt habe, ist – wie soll ich das am Besten beschreiben – dass ich mich leichter fühle. Was ich auch bin, aber ich meine, dass mir die Sachen nicht so schwer im Magen liegen. Dennoch bin ich länger satt. Ich fühle mich auch aktiver, klarer im Kopf und bin weniger Müde tagsüber.

In deinem Blog schreibst du vom Triathleten Lexikon. Unter Z steht das Wort Zweifel. Hattest du auch während deiner Vegan Challenge Zweifel an dieser Ernährung?

Kann ich so nicht sagen. Mir ist es auf jeden Fall nicht schwer gefallen. Mir hat es Spaß gemacht. Alles war wie so eine Entdeckungsreise. Oft habe ich mich, wenn ich wieder einkaufen war im Bio-Markt, gefühlt wie ein kleines Kind in der Spielwarenecke. Gerade bin ich in der Phase, wo ich das alles verarbeite. Ich glaube, dass diese Ernährung zum großen Teil Vorteile hat. Dennoch denke ich, dass es gerade als Sportler hin und wieder einfacher wäre sich nicht ausschließlich vegan zu ernähren. Ich denke da vor allem an den Faktor Zeit!

Wie haben Freunde und Familie darauf reagiert?

*Lacht

Die haben mich für verrückt erklärt. Gerade weil sie wissen, dass ich zuhause mehr Menüs von Lieferservices habe, als Besteck und Teller zusammen. Aber als sie Fotos von meinem Essen gesehen haben, waren sie baff und haben mir unterstellt, ich hätte die Fotos im Internet geklaut. Dann gab es auch viele, die gesagt haben: „Noch so ein Spinner, der dem Trend folgt.“ Größtenteils, war die Resonanz aber positiv. Vor allem waren viele neugierig und haben mich mit Fragen gelöchert. Und eins noch: Hätte ich gewusst wie gut das bei Frauen ankommt, hätte ich schon früher damit angefangen.

Inwiefern hat dich das Experiment verändert?

Sport ist schon immer mein Leben gewesen. In der Jugend. Dann Sport studiert. Ich arbeite im Sportbereich. Aber wenn ich eins in den vergangenen zwei Jahren gelernt habe, dann, dass Sport machen nicht gleich Lebensqualität ist. Triathlon statt Muckibude war für mich der Anfang. Raus an die frische Luft. Da hat es angefangen, dass ich mich fit gefühlt habe. Einen Ausgleich zum Beruf hatte. Jetzt durch das „Experiment“ merke ich, dass sich fit fühlen nicht nur Sport aktiv machen ist, sondern am Herd anfängt. Jetzt macht das Sinn, was Caroline Rauscher (eine der führenden Ernährungs-Expertinnen für Profisportler) mal zu mir gesagt hat. Alle machen Sport, haben Ziele, wollen schneller sein, als die Anderen, aber keiner kümmert sich um den richtigen Brennstoff für den Motor. Jetzt weiß ich was sie gemeint hat. Durch ganz gezielte Ernährung, davon bin ich jetzt überzeugt – egal, ob durch Basis-Ernährung oder Nahrungsergänzung – kann man sich mehrere Stunden Training in der Woche sparen. Und wie toll ist es durch Kochen am Herd, mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben ohne langsamer zu sein. Eine ganz klare Win-Win-Situation. Und der Lebenspartner freut sich auch noch, auch wenn das ständige Fotos machen, posten und posen auf Instagram und Facebook manchmal stresst! *lacht

Empfindest du eine rein pflanzliche Ernährung auch für die Vorbereitung deiner ersten Langdistanz als sinnvoll?

Eindeutig, JA! Aber nur, wenn man das alles mit einer Ernährungs-Expertin speziell auf seine Umfänge und Intensitäten abstimmt. Ich werde das in den nächsten Wochen mal mit Caroline besprechen.

Hast du einen Tipp für andere Triathleten und Sportler die eine vegane Ernährung ausprobieren möchten?

Ja. Nicht zuviel Cashewmus oder Mandelnussmus kaufen. Sonst wird das nichts mit dem Abnehmen! 😉 Und noch was: Man sollte es nicht übertreiben, sondern so vegan sein wie es einem Spaß macht und man sich wohl fühlt. Denn darum geht es ja.

Wie geht es jetzt weiter?

Bin gerade auf dem Weg ins Steakhouse. Habe dort vier Kilogramm feinstes Fleisch bestellt. *lacht laut
Kleiner Spaß. Ich mache jetzt mal Tofu-Nuggets und dann gehe ich mir noch ein neues Kochbuch kaufen. Darauf zielte doch die Frage ab, oder? 😉

Kurzportrait:

René Domke. Spitzname: Rocket. Opa sagt „Bodo“. 23 Jahre alt mit Zahlendreher. Triathlon-Freizeit-Profi seit 2013. Blogger-Rookie. Bis vor 5 Wochen küchenscheu. Jetzt Veganer und Hobby-Koch. (und das noch mit allen Fingern) Bald Youtuber!

Folgt René auf seiner Facebook-Seite (hier klicken)

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